Unsere geistigen vorfahren

wo wir herkommen

 

Das Apostolische Glaubensbekenntnis

Das Apostolische Glaubensbekenntnis wurde schon sehr bald nach der Zeit der Apostel formuliert, um sich gegen Irrlehren abzugrenzen. Die Kirche versuchte, den Kern des christlichen Glaubens in einem möglichst kurzen Bekenntnis zu formulieren. Dieses Bekenntnis wird von den meisten Kirchen auch heute noch anerkannt – auch wir identifizieren uns damit:

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden,

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben.

Amen.“

Die Reformation

Am Anfang des 16. Jahrhunderts formulierte die Reformation die folgenden Grundsätze, die auch für uns eine große Bedeutung haben:

  • Nur die Schrift: Die Bibel ist die einzige Grundlage für den Glauben und für das Gemeindeleben. Die Kirche stellt sich unter die Autorität der Bibel. Nicht die Kirche bestimmt, wie die Bibel auszulegen ist, sondern die Bibel bestimmt, was die Kirche glaubt.

  • Nur Christus: Weder Heilige noch andere Götter oder Religionen können den Weg zu Gott frei machen. Jesus ist der einzige Weg, der zu Gott führt.

  • Nur der Glaube: Gute Werke helfen nicht, um bei Gott zu „punkten“. Nur durch den Glauben an Jesus ist es möglich, zu Gott zu kommen und in eine lebendige Beziehung zu Gott einzutreten.

Die Täufer

Die Täuferbewegung entstand etwa gleichzeitig wie die Reformation, aber sie ging viel weiter. Die oben genannten Prinzipien wurden auch von den Täufern anerkannt. Im Gegensatz zu den Reformatoren kamen aber noch weitere Grundsätze dazu, die weder von der katholischen noch von der evangelischen Kirche geteilt wurden:

  • Trennung von Staat und Kirche: Die Täufer versuchten, Gemeinden aufzubauen, die vom Staat völlig getrennt waren. Das war im 16. Jahrhundert, in dem Staat und Kirche eng miteinander verbunden waren, gesellschaftlich undenkbar. Entsprechend waren auch die Folgen für die Täufer: Sie wurden verfolgt und ausgerottet. Die Überlebenden wanderten aus Mitteleuropa aus.

  • Die Erwachsenentaufe: Die Täufer wollten Menschen erst taufen, nachdem sie eine Entscheidung für Jesus getroffen hatten. Da das beim Säugling nicht der Fall ist, tauften sie keine Säuglinge. Daher kommt der Name „Täufer“.

Die Evangelikalen teilen beide Grundsätze der Täufer. Wir sehen uns als geistige Erben dieser Bewegung, die vor allem in Niederösterreich und in Tirol einige Anhänger hatte, die hier aber wegen der Verfolgung nicht lange existieren konnten.

Der Pietismus

Diese Bewegung entstand am Ende des 17. Jahrhunderts in Deutschland und wollte die evangelische Kirche neu beleben. Viele Leute meinten damals, dass es reicht, wenn man regelmäßig in die Kirche geht. Da man aus Gnade gerettet wird, muss man ja weiter nichts tun. Dem hielten die Pietisten entgegen:

  • Der Mensch muss sich persönlich für Gott entscheiden, um Christ zu werden. Man wird nicht automatisch Christ, auch dann nicht, wenn man in die Kirche geht. Der Mensch muss erkennen, dass er ein Leben an Gott vorbei geführt und so seine ihm von Gott zugedachte Bestimmung verfehlt hat. Dann kann er Jesus um Vergebung bitten und dessen stellvertretender Tod wird wirksam. Dieser Vorgang wird „Bekehrung“ genannt und ist der Start in ein Leben als Christ.

  • Der Glaube soll Früchte tragen. Wer an Jesus glaubt, soll sich an den biblischen Maßstäben orientieren und in seinem Wesen mehr und mehr Jesus ähnlich werden. So wird für jedermann sichtbar, wer an Jesus glaubt, und erfahrbar, wie Jesus ist.

Die Erweckungsbewegung

Die Grundsätze des Pietismus lebten im 19. Jahrhundert weiter. Neben den oben genannten Punkten kam die Mission dazu. Es wurden diakonische Werke, Sonntagsschulen und Missionsgesellschaften gegründet. Als die historisch-kritische Theologie immer mehr in die Kirche eindrang, wurden Freikirchen gegründet, die vom Staat unabhängig waren. Das damals neue Vereinsrecht machte es möglich, dass sich diese neu gegründeten Freikirchen als Vereine konstituierten. Die Erweckungsbewegung hatte einen großen Einfluss in Deutschland, England, Schweiz und in Amerika. Von diesen Ländern aus kamen im 20. Jahrhundert Christen nach Österreich, um neue Gemeinden zu gründen. Mittlerweile wurde diese Bewegung „evangelikal“ genannt. Seit einigen Jahrzehnten – oder knapp 500 Jahre nach den Täufern – gibt es nun auch in Österreich evangelikale Gemeinden.

Weiterführende Literatur:

  • Stephan Holthaus, Die Evangelikalen, Fakten und Perspektiven, Lahr/Schwarzwald 2007

  • Friedhelm Jung, Was ist evangelikal? Unterschiede, Verwirrung, Vielfalt, Dillenburg 2007

  • Friedhelm Jung, die deutsche Evangelikale Bewegung. Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie, Holzgerlingen/Stuttgart 1992 & 2000

  • Über die Täufer gibt es in Niederösterreich eine Ausstellung im Museumsdorf Niedersulz (www.museumsdorf.at)

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